Mittwoch, 9. Mai 2012

Die roten Schiffe aus Cos

Seit ein paar Tagen sind alle Freien nervös in Port Kar wegen den roten Schiffen vor dem Hafen. Die sind plötzlich dort aufgetaucht und fahren hin und her. Sonst machen sie eigentlich nichts, aber niemand weiss, ob nicht noch mehr von denen hinter dem Horizont wartet, vielleicht eine ganze Flotte.

Mein Herr und der Hauptmann sagen, das ist das verfluchte Piratenpack aus Cos, die wollen die günstige Gelegenheit nutzen, weil unsere Flotte unterwegs ist, um einen anderen Hafen zu überfallen und die Priesterkönige sollten diese Gemeinheit bestrafen, am besten mit blauen Blitzen auf die roten Schiffe. Ich habe das nicht ganz verstanden und habe gesagt, ich hätte gemeint, wir sind doch die Piraten. Da haben mir beide eine runtergehauen und gesagt, das ist was anderes, die Männer aus Port Kar sind schwer schuftende Geschäftsleute. Ich war mir da nicht so sicher und für den Fall, dass die Priesterkönige doch was machen werden mit den blauen Blitzen, werde ich mich von unseren grünen Schiffen fernhalten. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob die Priesterkönige von so hoch oben da einen Unterschied bemerken.

Wegen ihrer Nervosität sind die Herren furchtbar gereizt und regen sich wegen jeder Kleinigkeit auf. Darum war ich schon wieder am Pranger, aber dieses Mal nur fünf Schläge lang und das ging so. Am Abend schickte mich mein Herr in die Taverne zum Aushelfen. Das macht er immer, weil er dann nämlich seine Getränke nicht bezahlen muss, was er zwar sowieso nie tut, weil er ja ein Magistrat ist und immer anschreiben lässt. Jedenfalls war der Hauptmann da und ich fragte ihn, ob ich ihm sein Abendessen servieren soll. Er nickte und ich ging erst zum grossen Wasserfass, um mich zu waschen und beugte mich tief darüber und wackelte etwas mehr mit dem Po als sonst, weil der Hauptmann mich beobachtete. Dann servierte ich ihm sein Abendessen - einen Paga, leider ohne alles.

Nach einer Weile kam der Schmied herein und bestellte ein Wasser. Ich ging zum Wasserfass und füllte einen Becher und ging zum Tisch zurück, wo die beiden Männer sassen. Der Hauptmann sah mich scharf an und fragte mich, ob ich dem Schmied etwa dieses Wasser servieren wolle. Ich sah ihn verständnislos an und erwiderte, ja, klar, er hat es doch bestellt. "Du willst dem Schmied das gleiche Wasser servieren, in dem du vorher deine dreckigen Pfoten geschwenkt hast?" Seine Stimme klang bedrohlich leise und auch der Schmied sah jetzt zornig aus. Ich sagte, naja, Herr, ich habe gedacht, der Schmutz ist sicher schon auf den Boden des Fasses geschwebt und das merkt man ja nicht und ich habe gedacht..." Er liess mich nicht ausreden und brüllte mich an, ich solle gefälligst frisches Wasser holen beim Brunnen vor der Herberge, aber harta!

Ich flitzte los, so schnell ich konnte, weil es in der Nähe von schlecht gelaunten Herren immer gefährlich ist. Aber ich hatte leider Pech, weil am Brunnen eben die Küchensklavin aus der Herberge einen gefüllten Eimer hochzog. Die ist fett und hässlich und langsam und sie hasst mich, weil ich das alles nicht bin. Ich hüpfte auf und ab vor Aufregung und sie sah das und machte natürlich absichtlich sehr langsam und grinste hämisch. Schliesslich hatte ich genug und stiess sie mit aller Kraft vom Brunnen weg, so dass sie zu Boden fiel. Ihr Geheule hat sicher die Urts im Umkreis von einem halben Pasang vertrieben, aber ich hatte jetzt wichtigeres zu tun und füllte den Becher für den Schmied. Da fiel sie mich von hinten an und zerrte an meinem Camisk und wollte mir den Becher wegnehmen und ich schrie sie an, sie soll  mich loslassen und sie haute mir eine auf mein linkes Auge und ich trat sie in den Bauch und sie fiel wieder auf den Boden und heulte noch lauter als vorher und dann kamen die Herren angerast und der Hauptmann packte mich an den Haaren und schleifte mich zum Pranger und dort wurde ich reingesteckt und der Hauptmann und der Schmied hauten mich abwechselnd auf den Hintern und ich musste die Schläge auch noch zählen und mich am Schluss bedanken.

Ich glaube, mein Herr will mich jetzt verkaufen, obwohl ich ja eigentlich nichts dafür kann für alles. Er hat nämlich mit dem Slaver gesprochen, der von einer langen Reise zurückkam und jetzt wieder im Slaverhaus wohnt, das gleich beim Sklavenpier liegt. Ich kann ja auch nicht lesen, aber die Sklavin des Dichters kann das und mein Herr hat mir befohlen, ich soll zu ihr gehen und es von ihr lernen.

Mein Herr ist im Moment immer wütend, vor allem auf die Cosianerschiffe vor dem Hafen, weil wegen denen viel weniger Handelsschiffe reinkommen und darum verdient er weniger. Eigentlich verdient ja die Stadt weniger, aber einen Teil der Gebühren behält er gleich für sich, weil das einfacher ist, sagt er und den korrupten urtgesichtigen Schreibern im Kapitänsrat kann man nicht trauen. Wenn die erst das Geld haben, dann sieht man es nie wieder.

Er hat vom Hauptmann verlangt, der soll was machen mit seinen Tarnen, aber die sind leider wasserscheu und fliegen nicht über das Wasser. Ich habe mich gefragt, warum denn die Söldner überhaupt Tarne haben in Port Kar, weil hier gibts ja nur Wasser ringsherum, in der Thasse und auch in den Sümpfen, aber die Söldner werden schon wissen warum, es sind ja schliesslich Freie und die haben immer recht.

Der Hauptmann tat sehr geheimnisvoll und er und seine Männer bauten irgendwelche Dinger zusammen und es stank irgendwie nach Oel. Ich bin sicher, sie werden irgendwas unternehmen gegen die roten Schiffe.


1 Kommentar:

  1. Die sollen sich nicht so anstellen mit dem Wasser, wer sowas trinkt frißt eh kleine Kinder.
    Ich glaube ich werde den Preis für Brunnenwasser mal auf 5 Kupfer ansetzen, das aus dem Faß gibt es dann umsonst, ist ja eine Unverschämtheit.
    Und du wasch dich gefälligst woanders, schließlich wasch ich mir die Füße mit dem Wasser aus dem Faß und ich will nicht jeden Tag aufs neue das Faß mit dem Wasser aus dem Graben befüllen.

    Servius, der Wirt

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